6. Juli 2014. Ein Tag für die grün-weißen Geschichtsbücher. 17.400 Zuschauer hatten sich im Gerhard-Hanappi-Stadion eingefunden, um Abschied zu nehmen. Abschied von jenem Stadion, mit dem jeder seine eigene Geschichte verbindet. Abschied von jener Heimstätte, die, wie es die Fans der West auf Bannern und T-Shirts ausdrückten „als Weststadion gebaut“ wurde, um „als Hanappi-Stadion zur Legende“ zu werden. In den letzten Jahren war freilich immer öfter von St. Hanappi zu lesen und zu hören. Eine Bezeichnung, die der ehemalige Spieler und Trainer Josef Hickersberger populär gemacht hat und die wohl am besten zum Ausdruck bringt, welch Bedeutung das Stadion für seine Fans hat. Das Hanappi war nicht nur Heimstätte eines Fußballvereins, es war – zugegebenermaßen auch marketingtechnisch befeuerter – Mythos.
Große Spiele, großes Leid
Ein Mythos, der sich auch und vor allem aus den Ereignissen nährt, die man hier miterlebt hat. Große Spiele, große Fanchoreographien, Freundschaften, Gemeinsamkeitserlebnisse, fußballerische Höhepunkte ebenso wie ballesterisches Leid. Es würde den Rahmen sprengen, hier auch nur eine Auswahl der größten Spiele wiederzugeben. Ganz subjektiv darf der Schreiber dieser aber stolz sein, einen der Höhepunkte in St. Hanappi – als damals 14-Jähriger – live miterlebt zu haben. Es war das Spiel Rapid gegen Dynamo Dresden am 20. März 1985. Wir hatten auswärts 3:0 verloren und eigentlich hatte kaum mehr jemand tatsächlich mit dem Aufstieg gerechnet. Dennoch waren 16.000 ins Hanappi-Stadion (das zu dem Zeitpunkt übrigens gerne noch Weststadion genannt wurde) gepilgert. Und sie wurden nicht enttäuscht. Die Torfolge: 1:0 Pacult (3.), 2:0 Lainer (17.), 3:0 Pacult (37.), 4:0 Panenka (70.), 5:0 Krankl (77.). Das Hanappi ein Jubelmeer. Ich zähle nicht zu jenen, die sich ganz genau an ihren ersten Stadionbesuch erinnern. Aber ich weiß, dass dieses eine Spiel, dieses Fest im Hanappi-Stadion, jenes ist, mit dem ich dieses Stadion für immer am meisten verbinden werde.
Heimat St. Hanappi
Natürlich haben wir dort auch viele andere Stern- und auch so manche bittere Stunde erlebt, an die die Fans der Ost- und Westtribüne in äußerst gelungenen Choreographien erinnerten: Derbysiege, Schützenfeste, Cupfinali, internationale Überraschungserfolge ebenso wie sehr sehr kalte und letztlich erfolglose Europacupnächte. Und jetzt ist Schluss. Das Stadion, das längst nicht mehr den Standards entspricht, wird abgerissen und an dessen Stelle eine neue Heimstätte, das Allianz-Stadion, errichtet. Also galt es an diesem Sommer-Sonntag Abschied zu nehmen. Und der Verein hatte einiges auf die Beine gestellt. Im Vorspiel zum Abschiedsspiel der Kampfmannschaft gegen Celtic Glasgow lief “Rapid 1996″ (eine Auswahl der damaligen EC-Finalisten verstärkt durch einige Zusatzspieler aus anderen Generationen) gegen ein Team der “Rapid Allstars” aus 37 Jahren West- bzw. Hanappi-Stadion auf. Das Aufgebot sorgte für Jubel und so manchen in der Erinnerung getanen Zungenschnalzer. So sah man auf Seiten der vom damaligen Trainer Ernst Dokupil sowie Tormann-Legende Herbert „Funki“ Feurer gecoachten “96er” u.a. Michael Konsel, Peter Schöttel, Didi Kühbauer, Stefan Marasek, Zoran „Zocki“ Barisic, Marcus Pürk, Carsten Jancker und Rene Wagner. Bei den Allstars unter Josef Hickersberger waren neben anderen Ladi Maier, Helge Payer, Reinhard Kienast, Peter Pacult, Heribert Weber, Kurt Garger, Stefan Kulovits, Christian Keglevits, Gerald Willfurth, Karl Brauneder, Petar Brucic, Erwin Hoffer, Antonin „Tondo“ Panenka sowie Andreas Herzog dabei. Und auch wenn einer der ganz Großen in seinem vermeintlichen „Wohnzimmer“ fehlte, tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch.
Das Spiel war Nebensache
Danach folgte das Abschiedsspiel gegen Celtic, das an diesem Tag aber eher Nebensache war (und 1:1 endete). Man sah zu, war aber viel mehr damit beschäftigt, sich selbst, die Rapid und das Stadion noch einmal zu feiern. Besonders emotional wurde es nach Schlusspfiff, als der älteste noch lebende Rapid-Spieler Alfred Körner, 88, die alte Rapid-Hymne „Rapid bin ich“ aus dem Jahre 1919 anstimmte.
Ein würdiger Abschied. Leb wohl, St. Hanappi!
http://www.laola1.at/de/fussball/bundesliga/hintergrund/rapid-test-celtic-hanappi-stadion-abschied/page/89104-32-48-48-.html
http://www.skrapid.at/195768.html?play=202439